Ziel des Projekts ist eine Untersuchung des griechischen Unabhängigkeitskrieges von 1821 im Kontext der sich zeitlich überschneidenden revolutionären Bewegungen im westlichen Mittelmeerraum, welche die mit dem Wiener Kongress von 1815 geschaffene europäische Restaurationsordnung erstmals in Frage stellten. Das Erkenntnisinteresse richtet sich dabei zunächst auf transregionale Mobilitätskreisläufe und Netzwerke von Gruppen und Individuen, die in der Periode der napoleonischen Kriege als Rezipienten wie Multiplikatoren revolutionärer Potentiale fungierten und maßgeblichen Anteil an deren akuter Manifestation in den 1820er Jahren hatten. In diesem Zusammenhang werden Mechanismen politischer Mobilisierung sowie Dynamiken von sich damals formierenden Medienöffentlichkeiten und ihrer Bedeutung für staatliches Handeln untersucht. Das Erkenntnisinteresse richtet sich ferner auf Phänomene von Austausch und Ideentransfer im Hinblick auf die Artikulation politischer Zielhorizonte, auf Legitimierungsstrategien und insbesondere auf staatliche Institutionenbildung im Rahmen revolutionärer Verfassungsdiskurse. Daran anschließend wird auch der Frage nach der regionalen Wirkungsgeschichte dieser Prozesse in Südosteuropa sowie dem östlichen Mittelmeerraum nachgegangen. Auf diese Weise soll ein Forschungsbeitrag geleistet werden, der bis heute etablierte nationalhistoriographische wie eurozentrische Perspektiven überwindet und den griechischen Unabhängigkeitskrieg zweihundert Jahre nach seinem Beginn in einer (trans-)mediterranen Verflechtungsgeschichte des „Zeitalters der Revolutionen“ integriert.